Führerschein als Rollstuhlfahrer – Erfahrungsbericht Teil 3

Und weiter gehts mit meinem Projekt Führerschein. Leider hat der dritte Teil jetzt doch etwas länger auf sich warten lassen, als eigentlich geplant. Aber nun ja, jetzt gehts weiter 🙂

Nachdem ich, wie im letzten Teil geschrieben, ziemlich geknickt war, als ich auch die zweite Prüfung in den Sand gesetzt habe, war das Thema für mich für längere Zeit erst einmal gegessen. Es hat wirklich ein paar Jahre gedauert, bis ich mich wieder mit dem Führerschein beschäftigt habe. Es ist eben doch nicht das selbe, immer mit dem Taxi zu fahren oder selbst hinterm Steuer zu sitzen. Inzwischen geht mir dieses recht starre und unflexible Taxifahren doch auf den Keks. Muss man mal länger Arbeiten, möchte spontan länger Schlafen und später anfangen zu arbeiten oder ähnliches, muss man immer das Taxi informieren und kann nicht einfach im Bett liegenbleiben und einfach eine Stunde später zur Arbeit fahren. Dank Gleitzeit wäre das eigentlich kein Problem. Diese Themen und auch meine Schwester haben mich dann letztendlich doch dazu bringen können einen weiteren, dritten, Versuch zu starten. Wie heißt es doch so schön, alle guten Dinge sind drei 🙂

Alle guten Dinge zum Führerschein sind drei

Hier bei uns in Büderich haben wir zwei Fahrschulen. Diese sind eigentlich für Schüler ausgelegt, die keine Rollstuhlfahrer sind. Weil meine Schwester aber bei ihrem Führerschein gute Erfahrungen gemacht hat, sind wir einfach mal zu dieser Fahrschule hin. Nach Schilderung meiner Situation haben wir dann beschlossen, es mit einem Automatikwagen und Servolenkung zu probieren. Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass das so klappen sollte. Bis zu den Fahrstunden war es aber noch etwas hin. Leider war in der Zwischenzeit nämlich meine bestandene theoretische Prüfung abgelaufen und so musste ich dann wieder von vorne anfangen. Das bedeutete jedem Mittwochabend schön zur Fahrschule hin und Theorie büffeln. Welch ein Vergnügen… 😉

Nach ein paar Monaten war das dann auch endlich geschafft und es ging ans Fahren. Mit einem Golf mit Automatik und Servolenkung ging es dann los. Klappt erstaunlich gut dachte ich mir. Als die notwendigen Stunden rum waren, stand der Termin zur Prüfung an. Wieder ging es zum TÜV Gelände, das ich ja jetzt schon recht gut kannte. Links, gerade aus und dann wieder Links. Dann bin ich schonmal weiter als bei der letzten Prüfung dachte ich mir. Jetzt kam aber schon wieder als anders als gedacht.

Der TÜV Prüfer wollte vor der Prüfung testen, ob ich mit den normalen Pedalen und der Servolenkung überhaupt das Fahrzeug steuern kann. Dazu hatte er ein Messgerät, um die Bremskraft zu messen. Dabei stellt sich schnell heraus, das mein subjektives Gefühl, dass alles gut klappt leider nicht passt. Die Bremskraft reicht nicht aus, um mit diesem Auto die Prüfung zu absolvieren. Leider hat auch der Versuch eine Vollbremsung zu testen heute nicht geklappt. Dadurch war schnell klar, dass ich heute keine Prüfung ablegen werde. Tja, das war es dann wohl wieder. Ich kann daher an dieser Stelle nur jedem, der in eine ähnlichen Situation ist, empfehlen, diese Überprüfung durch den TÜV zu machen, bevor man mit dem ganzen Fahrschulkram loslegt. Im Nachhinein war es natürlich sehr ärgerlich, da Geld und Zeit umsonst investiert wurden.

Gott sei dank war es dann aber doch nicht ganz umsonst. Die theoretische Prüfung habe ich bestanden und ist für einen weiteren Versuch natürlich auch gültig. Dies mal war ich nämlich nach wie vor überzeugt, den Führerschein zu machen. Also habe ich zuhause direkt nach eine anderen Möglichkeit gesucht und bin auch recht schnell fündig geworden. Bereits vor ein paar Jahren hatte ich nämlich mit meinem Papa zusammen auf der RehaCare Messe in Düsseldorf die Firma Paravan kennen gelernt. Diese ist darauf spezialisiert Menschen mit Behinderung und als Rollstuhlfahrer zu einem Führerschein zu helfen. Mit integrierter Fahrschule und umgebauten Autos kann man alles vor Ort regeln. Ich habe wenige Tage nach der nicht durchgeführten Prüfung schon alles weitere in die Wege geleitet.

Führerschein als Rollstuhlfahrer in Aichelau

Ein paar Wochen später bin ich mit meinem Papa zu Paravan gefahren, um dort in einer Woche meinen Führerschein zu machen. Ich war überzeugt, jetzt muss es klappen. Von Montag bis Donnerstag an jedem Tag zwei Doppelstunden und am Freitag die Prüfung. Wir sind Freitags losgefahren, da wir noch einen kurzen Abstecher in München, in der Allianz Arena gemacht haben. Am Samstag spielte dort Bayern gegen Dortmund. Das durften wir uns, wenn wir schon einmal im Süden sind natürlich nicht entgehen lassen. Bayern hat gewonnen. Das war doch schonmal ein guter Start für unsere „Projektwoche“.

Am Sonntagmorgen ging es dann von München aus los, in Richtung Schwäbische Alb. Dort habe ich für die Woche eine Ferienwohnung gemietet. Ferienfeeling kam in der Woche allerdings nicht wirklich auf. Bereits morgens ging es nach dem Frühstück mit einer Doppelstunde los. Gegen 12 Uhr ging es dann für eine Mittagspause zurück, bevor es dann am frühen Nachmittag mit der nächsten Doppelstunde weiter ging. So ging es dann von Montag bis Donnerstag. Um so näher der Freitag kam, um so nervöser wurde ich. Es war wirklich krass. Am Donnerstag sind wir in einer Gaststätte essen gewesen. Vor lauter Nervosität habe ich fast nichts essen können. Wirklich schade, denn es gab frische Gans -.-

Schlüsselanhänger
Schlüsselanhänger

Dann war es soweit. Der Freitag war gekommen, der 07.11.2014. An Frühstück war bei mir an diesem Tag nicht zu denken. Ding Dong, mein Fahrlehrer war da. Raus und ins Auto. Nach einer Fahrstunde sind wir dann erstmal noch zu Paravan gefahren, um dort die Zeit bis zur Prüfung zu überbrücken. Ich wusste gar nicht, wie langsam Zeit vergehen kann. Es zog sich wie Kaugummi. Aber irgendwann war es dann soweit. Ab zum TÜV in Eichelau. Die Ausfahrt hier hat es auch etwas in sich. Während den Fahrstunden habe ich das Rausfahren wegen meines „Traumata“ mit dem TÜV aus Wesel oft geübt. Und was soll ich sagen, ich kam aus der Ausfahrt raus 🙂 Auch der Rest der Prüfung war super. Nach etwas mehr als einer Stunde war ich dann endlich stolzer Besitzer eines Führerscheins. In diesem Moment war ich glaube ich der glücklichste Führerscheinbesitzer der Welt. Ich konnte es nicht fassen, nach dieser Odyssee mit den Rückschlägen hat es endlich geklappt. An dieser Stelle auch nochmal ein Riesen Danke an Paravan. Dort wurde ich immer herzliche und super nett behandelt. Auch wenn es sicher etwas umständlich ist, für einen Führerschein eine Woche Urlaub zu nehmen und dort vor Ort zu machen, so kann ich es doch nur empfehlen. Nachdem wir dann wieder beim TÜV waren, ging es wieder zurück nach Hause. In meinen Gedanken habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich jetzt mit meinem eigenen Auto zurück fahren würde. Bis dies soweit ist, wird es aber wohl noch etwas dauern. Ich dachte ja eigentlich im April/Mai 2015 habe ich ja bestimmt mein Auto. Tja, das war wohl nichts, bis heute habe ich leider noch kein umgebautes Auto. Das ist die nächste Odyssee, auf der ich mich aktuell befinde. Seit jetzt 1,5 Jahren…

Dazu gibt es im nächsten Artikel, zum Thema Autoumbau beantragen mehr.

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