Führerschein als Rollstuhlfahrer – Erfahrungsbericht Teil 1

Es wird mal wieder zeit für einen neuen Blogpost. Dieser liegt mir besonders am Herzen und wird wahrscheinlich auch einige Posts mehr beinhalten. Es geht um meine Versuche den Führerschein mit umgebautem Auto zu bekommen. So viel vorne weg, dieser ganze Prozess dauert bei mir nun schon etwas über drei Jahre, plus einem erstem Versuch für den Führerschein, der schon sehr lange zurück liegt.

Führerschein bedeutet Unabhängigkeit

Führerschein, Autofahren, für die meisten jungen Menschen ist dies, so ab dem spätestens 18. Lebensjahr, völlig normal. Viele haben heute schon einen Führerschein mit 17. Leider sieht es für Menschen mit Handicap oft ganz anders aus. Es fängt damit an, dass es leider zu wenige Fahrschulen gibt, die umgebaute Autos haben, mit denen der Führerschein erworben werden kann. Ich möchte im Grunde noch nicht mal irgendjemandem einen Vorwurf machen. Es gibt leider viel zu viele unterschiedliche Behinderungen, für die viele unterschiedlich umgebaute Autos notwendig sind. Man kann wahrscheinlich von keiner Fahrschule erwarten diese Diversität vorzuhalten. Oft gibt es aber dennoch die Möglichkeit, in unmittelbarer Nähe eine Fahrschule zu finden. Ansonsten bieten auch viele spezielle Fahrschulen Übernachtungsmöglichkeiten an, um vor Ort zu bleiben.

Hier bei uns in Wesel gibt es allerdings ein paar Fahrschulen, die auch für Rollstuhlfahrer umgebaute Autos haben, sodass man z.B. mit Handgas und Bremse fahren kann, ohne die Beine zu benötigen. Bei genau so einer Fahrschule habe ich damals in der Nähe von Wesel angefangen. Damals ist allerdings mittlerweile schon fast 10 Jahre her. Zu dieser Zeit war ich mir irgendwie noch nicht ganz sicher, ob eine Führerschein für mich das richtige ist. Ich war mir unsicher, ob ich in allen Situationen, z.B. einer Panne oder einem Unfall, alleine in der Lage bin, diese Situation zu lösen. Letztendlich hatte ich mich dann doch, nach vielen Gesprächen mit Freunden und Familie, dazu entschieden, einen Führerschein in Angriff zu nehmen. Dies bietet am Ende natürlich einen enormen Mehrwert in Sachen Selbstständigkeit. Bis dato und leider heute immer noch fahre ich mit dem Taxi zur Arbeit und zurück. Auch privat bleibt oft nur das Taxi. Ich kann daher nur jedem empfehlen, sich mit dem Thema zu beschäftigen auch wenn Bedenken und vielleicht auch Ängste vorhanden sind.

Vor dem Führerschein stehen noch ein paar Anträge

Bevor ich mich bei einer Fahrschule anmelden konnte, mussten allerdings noch ein paar Anträge gestellt und ein paar Untersuchungen abgeschlossen werden. Um als Rollstuhlfahrer einen Führerschein erwerben zu können ist es nämlich notwendig, die medizinische Fahreignung nachzuweisen. Dafür habe ich mir einen Termin in einem naheliegenden Krankenhaus gemacht und wurde dort untersucht. Hier gab es Gott sei Dank keine Einwände, sodass aus dieser Sicht keine Hindernisse zu erwarten waren. Diese Untersuchungen müssen im zwei Jahres Rhythmus wiederholt werden, um sicherzustellen, dass gesundheitlich keine Bedenken vorliegen. Warum „gesunde“ Menschen z.B. im Alter keine Überprüfungen notwendig haben, ist mir an dieser Stelle nicht ganz klar. Das Risiko ist bei vielen anderen Autofahrern vermutlich nicht geringer, nur weil sie nicht behindert sind.

Naja, dies ist aber nicht alles. Da der Erwerb des Führerscheins und des Umbaus für das Auto gefördert werden, muss ich in meinem Fall noch eine paar Anträge an die Agentur für Arbeit stellen. Diese ist in meinem Fall als Arbeitnehmer zuständig. Den Umbau für ein Auto kann sich wahrscheinlich in den seltensten Fällen ein normalsterblicher leisten. Oft liegen die Kosten im sechsstelligen Bereich. Es gibt für die Förderung u.U. auch andere Kostenträger. So ist in manchen Fällen auch die Rentenversicherung zuständig. Gefördert wird der Erwerb des Führerscheins, sowie der behindertenbedingten Umbauten an dem Fahrzeug. Diese Umbaukosten, sowie die notwendigen Sonderausstattungen werden zu 100% übernommen.

Infos für die Fördermöglichkeiten gibt es z.B. hier.
Fahrschulen für Rollstuhlfahrer findet Ihr hier.

Wie es weiter ging, erfahrt Ihr im zweiten Teil meines Erfahrungsberichts. Dieser folgt in Kürze.

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